Mit dem Technologietransferzentrum Stein bringt die Hochschule Ansbach geballte Innovationskraft in die Digitalisierung der notfallmedizinischen Ausbildung ein. In enger Zusammenarbeit mit Partnern aus Praxis, Forschung und Medizintechnik entstehen hier digitale Lösungen, die Training und Versorgung in Notfallsituationen nachhaltig verbessern.
Was das Zentrum genau macht und welche Rolle digitale Technologien dabei spielen, erklärt Prof. Dr. Bernd Landsleitner im Interview.

Könnten Sie uns das Technologietransferzentrum Stein kurz vorstellen? Was genau ist Ihre Aufgabe – und was macht Ihre Arbeit im Bereich der Notfallmedizin so besonders?
Das Technologietransferzentrum Stein für Digitalisierung in der notfallmedizinischen Bildung besteht seit 2024. Seit Mai 2025 ist unser Team, das aus insgesamt acht Mitarbeitenden besteht, vollständig aufgestellt. Unser Name ist dabei Programm: Wir konzentrieren uns auf die Entwicklung und Integration innovativer digitaler Technologien für die Aus- und Weiterbildung in der Notfall- und Akutmedizin.
Die Herausforderung in diesem Bereich liegt darin, dass Notfallsituationen aufgrund ihrer zeitlichen Dringlichkeit kaum an echten Menschen trainiert werden können – schließlich möchte niemand freiwillig Übungspatient sein. Deshalb kommt virtuellen und simulierten Trainingsformen eine besondere Bedeutung zu. Gutes Training muss nicht nur realistisch sein, sondern sich auch gezielt an den Anforderungen der Praxis und des beteiligten Personals orientieren – aus diesem Grund forschen wir zusätzlich zur Ausbildung auch an Themen der notfallmedizinischen Versorgung und Resilienz.
Ihr Schwerpunkt liegt auf der Digitalisierung der notfallmedizinischen Ausbildung. Mit welchen digitalen Technologien arbeiten Sie aktuell – und welche Vorteile bringen diese für die Ausbildung oder den Einsatz in Notfallsituationen?
Welche digitalen Technologien welche pädagogischen Mehrwerte bieten, ist eine zentrale Frage unserer Forschung. Virtuelle Anwendungen sind derzeit zwar stark im Trend – in der Notfallmedizin kommt es jedoch genauso auf manuelles Geschick und die Interaktion mit realen Personen an.
Wir arbeiten mit einer Vielzahl von Methoden – darunter VR-/AR-Brillen, VR-Boxen und Simulationen – und wählen je nach Lernziel die passende Herangehensweise aus. Eine realitätsnahe Trainingsumgebung muss nicht nur „echt“ sein, sondern auch eine wirklichkeitsnahe psychische Stresssituation bei den Übenden hervorrufen.
Sie arbeiten eng mit Rettungsdiensten, Medizintechnik-Unternehmen und Behörden zusammen. Können Sie uns ein Beispiel geben, wie eine solche Kooperation aussieht und welchen Mehrwert sie für beide Seiten bringt?
Beispielsweise können wir durch eine Auswertung der Einsatzdokumentationen den Fortbildungsbedarf von Rettungsdiensten eingrenzen und für die Mitarbeitenden ein zielgenaues Fortbildungsprofil bestimmen. Für Medizintechnikunternehmen können z.B. in simulierten Einsatzumgebungen praktische Nutzbarkeit von Medizinprodukten getestet oder Effektivität verschiedener methodischer Ansätze zur Medizinprodukteeinweisung evaluiert werden. Solche Kooperationen halten uns kontinuierlich im engen Austausch mit der notfallmedizinischen Praxis, Bildungslandschaft und Produktentwicklung – gleichzeitig profitieren unsere Partner, indem sie ihre Angebote gezielter an den tatsächlichen Bedarf anpassen können.
Welche Forschungsprojekte oder Zukunftsthemen im Bereich der Notfallmedizin begeistern Sie derzeit besonders – und wo sehen Sie die größten Chancen für digitale Innovationen in den nächsten Jahren?
Durch die Einbindung künstlicher Intelligenz ergeben sich innovative Möglichkeiten für das Training von Notfallsituationen, z.B. mit einem dialogfähigen Gegenüber, das sowohl fachlich als auch sozial mit den Übenden interagieren kann. Dabei gilt es jedoch auch, potenzielle Grenzen und Herausforderungen im Einsatz dieser Technologien auszuloten.
Ein weiteres Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die Krisenresilienz – insbesondere im Kontext der Aus- und Weiterbildung innerhalb von Organisationen der kritischen Infrastruktur.
Was erhoffen Sie sich von der Mitgliedschaft im Medical Valley Netzwerk? Gibt es bestimmte Themen oder Partner, mit denen Sie gerne zusammenarbeiten würden?
Wir haben bereits festgestellt, wie beeindruckend vielfältig und kompetent die Akteurslandschaft in der Metropolregion ist. Diese Dynamik möchten wir nutzen, um unsere Vernetzung über persönliche Kontakte hinaus weiterzuentwickeln – und dabei gezielt neue Kooperationsmöglichkeiten im Medical Valley erschließen.