Medical Valley Award: Interview mit Marketa Kubankova von Rivercyte GmbH

Bei Rivercyte werden jahrelange Erfahrung in der Verformungszytometrie, Hardwareentwicklung, Programmierkenntnisse und maschinelles Lernen kombiniert, um den nächsten Standard für die schnelle physikalische Phänotypisierung von Zellen zu etablieren.

Die Kerntechnologie ist die bildgebende Zytometrie mit hohem Durchsatz in Kombination mit einem mikrofluidischen Design, um strömungsinduzierte Kräfte auf Einzelzellebene zu untersuchen.

Rivercyte

In einem Interview mit Marketa Kubankova erfahren wir mehr über den Weg des damaligen Forschungsteams nach dem Award 2021.

2021 haben Sie den Medical Valley Award gewonnen – wie sind Sie damals drauf aufmerksam geworden und wie hat sich Ihr Team gebildet?

Unser Team setzt sich zusammen aus Wissenschaftler:innen mit interdisziplinären Hintergründen (Physiker:innen, Biolog:innen, Ingenieur:innen und Computerwissenschaftler:innen) des Max-Planck-Instituts für die Physik des Lichts und Klinikern des Universitätsklinikums Erlangen. Wir trafen uns kurz vor Beginn der MVA-Bewerbungsphase und entwickelten gemeinsam eine spannende Projektidee: Wir wollten unsere neue Technologie der Verformungszytometrie direkt im Krankenhaus einsetzen, um Blutproben von Patient:innen zu messen und die Veränderungen von Blutzellen bei Krankheiten zu untersuchen. Als wir von dem Medical Valley Award erfuhren, wussten wir sofort, dass dieser perfekt für uns ist!

Was war während der Forschung die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung unseres „RAPID“-Projekts war der Aufbau einer funktionalen Infrastruktur für die Speicherung, Verwaltung und Analyse von Daten. Wir mussten eine große Menge an experimentellen Daten mit klinischen Patient:innendaten verknüpfen und dabei strenge Datenschutzbestimmungen einhalten. Letztendlich dauerte es fast zwei Jahre, bis wir vollständig auf alle Daten zugreifen konnten und noch heute haben wir keinen vollständigen und einfachen Datenzugang. Das bedeutete, für uns, dass sich die Analyse erheblich verzögerte und das Projekt verlängert werden musste.

Wie ging es nach dem Gewinn des Awards weiter?

Das haben wir natürlich gefeiert! Die Finanzierung war der erste Schritt von einer reinen Forschungstechnologie zur Routineanwendung in der Klinik und der Startpunkt für die Umsetzung unseres  Traums, ein Medizinprodukt zu etablieren. Wir nutzten die MVA-Finanzierung, um unser Team zu erweitern und stellten sofort eine technische Assistenz und einen Datenanalytiker für zwei Jahre ein.

Sie haben Entdeckungen zum Thema „Long-Covid“ gemacht – können Sie kurz zusammenfassen, worum es dabei ging und an welche Ergebnisse Ihr Team kam? Gibt es dabei Anknüpfungspunkte zum Forschungsprojekt, für welches Sie den Award gewonnen haben?

Nach den ersten Monaten der Pandemie haben wir herausgefunden, dass die Blutzellen von Corona-Patient:innen bestimmte Veränderungen aufwiesen. Ihre Größe und Verformung waren anders als bei gesunden Blutspender:innen. Einige dieser Veränderungen blieben auch noch Monate, nachdem das Virus im Körper nicht mehr aktiv war, bestehen und einige der anhaltenden Symptome bei Patient:innen mit Long-Covid sein. Diese Erkenntnisse gingen nicht direkt aus dem RAPID Projekt hervor, gingen aber unverzüglich in die Datenanalyse ein und waren der Auslöser für weitere Forschungsprojekte zum Thema Long-Covid. Im Rahmen des MVA-Projekts haben wir beschlossen, pädiatrische Patient:innen mit Long-COVID zu messen. Zurzeit arbeiten wir intensiv an der Datenanalyse und untersuchen, wie genau Long-Covid die Blutzellen beeinflusst und wie wir dies für die Unterstützung der Diagnostik nutzen können.

Woran arbeiten Sie aktuell und wie soll es in Zukunft konkret weitergehen?

Auf der Grundlage all dieser vielversprechenden Erkenntnisse gründeten wir 2022 unser Startup Rivercyte (www.rivercyte.com). Rivercyte vermarktet Technologien für die Analyse von Blutzellen, und das Hauptziel ist die Entwicklung diagnostischer Anwendungen der Verformungszytometrie. Aus der Forschung wissen wir bereits, dass sich die Verformbarkeit von Zellen und andere physikalische Eigenschaften bei Krankheiten verändern und als Biomarker dienen können. Bislang fehlten diese wertvollen Informationen in der klinischen Praxis jedoch völlig. Es ist wirklich aufregend, eines der ersten Unternehmen auf dem Planeten gegründet zu haben, dass die Zellmechanik in die Diagnostik einbringt.

 

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